Genitalverstümmelung in Deutschland
Tausenden Mädchen droht die Beschneidung
Von Anna Reimann
Berlin - Es war ein lauter Ehestreit zwischen ihren Eltern, der gestern zwei kleine Mädchen, ein und vier Jahre alt, vor einer vermutlich kurz bevorstehenden Genitalverstümmelung rettete. Eine aus Gambia stammende Frau rief die Polizei in Bremen nach einer heftigen Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann.
Die Beamten kamen - und erfuhren den Grund des Streits. Die Mutter wollte ihre Töchter in Gambia beschneiden lassen, der Vater war dagegen. Kurz bevor der Flug in das westafrikanische Land gehen sollte, hatte die Mutter ihre beiden Töchter bei Bekannten versteckt, damit ihr Mann die Ausreise nicht verhindern konnte. Die Pässe der Kinder trug sie in ihrer Unterwäsche, berichtet der "Weser Kurier". Vor der Polizei bestätigte die Mutter ihre Pläne. "Wir haben dann beide Mädchen aus dem Versteck geholt. Sie sind jetzt in einem Kinderheim untergebracht", erklärt ein Sprecher der Bremer Polizei SPIEGEL ONLINE. Das Jugendamt werde sich nun um die beiden Mädchen kümmern. weiterlesen...
Das Recht auf Weiblichkeit: Hoffnung im Kampf gegen die Genitalverstümmelung:
Noch immer werden Mädchen auf schreckliche Weise genital verstümmelt. In authentischen Beiträgen berichten die Autorinnen, warum Menschen in den betroffenen Ländern Afrikas an dem grausamen Ritual festhalten. Das Buch beschreibt zudem die rechtliche und soziale Situation der betroffenen Menschen in Europa, denn selbst in Deutschland werden afrikanische Mädchen verstümmelt.Solange die Verstümmelung von Mädchen gesellschaftlicher Konsens ist, können sich Einzelne nur schwer davon abwenden. Doch das Ritual wird brüchig: Das Buch gibt Einblick in viele Initiativen gegen Genitalverstümmelung im In- und Ausland, und es zeigt, in welcher Form man sich in eine Fremde Kultur einmischen kann und muß.
Pressenotiz zu : Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.09.2000
Friederike Bauer lobt dieses Buch nachdrücklich. Dass die Beschneidung zum "Schrecklichsten" gehört, was Mädchen in unserem Jahrhundert angetan werden könne, sei zwar keine neue Erkenntnis. Doch das Buch habe das Verdienst, über das Thema zu berichten, ohne die "moralische Keule zu schwingen" und leiste damit einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung dieses dunklen Kapitels, so die Rezensentin beeindruckt. Durch die verschiedenen Blickwinkel der Untersuchung – ein afrikanisches Modell, eine Beschneiderin, ein aufgeklärter afrikanischer Mann u.a. kommen zu Wort – entstehe ein "vielschichtiges Bild" über Geschichte und Hintergründe der weiblichen Beschneidung. Bauer hofft abschließend, dass die Studie ein Schritt ist, diese grausame Prozedur abzuschaffen.
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